Bestatter – ABC: P wie Pompfüneberer

Im „Austria-Forum - das Wissensnetz aus Österreich“, einem Projekt der TU Graz wird der Begriff des Pompfüneberers so beschrieben:

Pompfüneberer, auch: BompfinebererBei einem Begräbnis von berufswegen anwesender Angestellter eines Bestattungsunternehmens. Der B. ist immer männlich und an sich schwarz gekleidet; die Kleidung ist aber immer abgetragen und daher eher von dunklem dunkelgrau. Er hat ein sehr ernstes Gesicht, das er auch bei einem noch so großen Patzer des (zumindest in Wien) der deutschen Sprache kaum je mächtigen Priesters ("wir nämmen heute Abschied von unsere liebe Schwester Johann") nicht verzieht. Als "Pompfüneberer" wird daher auch manchmal ein Mann bezeichnet, der in den Keller lachen geht". Das wunderbare urwienerische Wort leitet sich vom französischen "pompe funébre" her.

Angst vor dem Scheintod

Bild: Ein lebendig Begrabener (L’inhumation précipitéeAntoine Joseph Wiertz, 1854 (gemeinfrei)

Das moderne medizinische Knowhow im Zusammenwirken mit unserem Sprengelarzt-System verhindern es eigentlich, dass Menschen zu früh zur Bestattung freigegeben und lebendig im Feuer oder im Grab landen, die Angst vor dem Scheintod gibt es heute aber immer noch. Der Scheintod oder die Vita Minima wird im Pschyrembel als „Zustand tiefer Bewusstlosigkeit mit klinisch nicht oder kaum nachweisbaren Lebenszeichen, jedoch ohne sichere Todeszeichen“ defininiert.

Dass der Tod nicht eindeutig festgestellt werden kann, ist zwar Geschichte, dennoch kannten die Ärzte lange Zeit keine „sicheren Todeszeichen“. Noch 1905 trug William Tebb, der Gründer der „Londoner Gesellschaft zur Verhinderung der vorzeitigen Beerdigung“ eine beträchtliche Anzahl angeblicher Scheintod-Vorfälle zusammen: In 219 Fällen konnte eine Lebendbeerdigung gerade noch verhindert werden,149 Menschen wurden laut seinem Bericht tatsächlich lebendig unter die Erde gebracht,10 Personen wurden am lebendigen Leib obduziert und 2 einbalsamiert. Ob diese Auflistung der Realität entsprach, ist nicht geklärt, aber sie kann einen Laien schon in Angst und Schrecken versetzen und zeigt, wie groß die Panik zur damaligen Zeit war. Ganz unbegründet war sie auch wirklich nicht, denn ein realistisches Verständnis der Funktionen des menschlichen Körpers bildete sich in der Medizin erst allmählich seit dem Beginn der Aufklärung heraus. Lange Zeit stellten auch nicht Mediziner, sondern Priester den Tod eines Menschen fest und da konnte schon mal was schief gehen, denn diese schauten aus Angst vor Ansteckung oder dem „Leichengift“ oft nicht sehr genau hin und hatten natürlich auch wenig Ahnung. Aber auch Ärzte konnten nur mithilfe von Pulskontrolle und nicht feststellbarer Atmung überprüfen, ob ein Mensch noch lebt oder tot ist:

Bestatter-ABC: O wie Obduktion

Gemälde von Enrique Simonet: "La Autopsia", 1890 (gemeinfrei)

Die Obduktion ist eine „innere Leichenschau“ zur Feststellung der Todesursache und etwaiger Vorerkrankungen. Wir unterscheiden die „klinische“, die „sanitätspolizeiliche“, die „gerichtsmedizinische“ und die „private“ Obduktion.Stirbt ein Mensch in einer Klinik, kann der behandelnde Arzt oder der Pathologe eine Obduktion anordnen. Sie wird dann vom zuständigen Pathologen und seinen Prosekturassistenten vorgenommen und dient einerseits der Qualitätssicherung und der Aus- und Weiterbildung des medizinischen Personals im Krankenhaus, andererseits kann sie Gewissheit über Erkrankungen und Todesursache geben, wenn diese unklar sind. Mitunter deckt die Obduktion aber auch familiäre Risikofaktoren auf und kann so eine wichtige prophylaktische Funktion für die Familienmitglieder haben. Die Familie kann im klinischen Kontext zwar den Wunsch äußern, wenn keine Obduktion stattfinden soll, die letzte Entscheidung haben aber immer die Ärzte. Wenn der Pathologe als letzte Instanz eine Obduktion für nötig befindet, dann wird diese auch durchgeführt. Das ist in der Regel immer dann der Fall, wenn ein Patient als Notfall in die Klinik eingeliefert wird und dort innerhalb kurzer Zeit verstirbt oder wenn eine Erkrankung einen unerwarteten Verlauf nimmt und zum Tod führt.

Rezepte gegen das Sommerloch in der Trauer

Für Trauernde stellt oft der Sommer ein kaum zu füllendes Loch dar. Freunde, Bekannte und Arbeitskollegen sind im Urlaub und in der eigenen Freizeit merkt man noch deutlicher als sonst, wenn jemand fehlt. Einsamkeit stellt sich ein. Außerdem neigt man im Urlaub dazu, geregelte Tagesstrukturen zu lockern oder aufzulösen. Diese Tage können Angst auslösen und Betroffene haben oft keine Strategien parat, wie sie diese Zeit gestalten können. Es gibt auch kein Patentrezept für diese Tage, die Bewältigungsstrategien sind abhängig vom Sterbefall, vom jeweiligen sozialen Umfeld und natürlich vom Trauernden selbst.

Gesunde Trauer verläuft in Wellen. Es gibt Wellen des Schmerzes, aber auch „gute Tage“. Wenn man also einmal nicht traurig ist, vielleicht sogar lachen kann, braucht man keine Schuldgefühle zu haben: Der Körper hat in den Erholungsmodus geschalten, er rüstet sich für die nächste Welle und schöpft Kraft für die weitere Trauerarbeit.

Struktur gibt Sicherheit

Hilfreich für die Sommerzeit ist aber, Strukturen aufrechtzuerhalten beziehungsweise die Urlaubswochen zu strukturieren und zu planen. Wer sich planlos hineinfallen lässt und wartet, was geschieht, kann leicht in einen emotionalen Sog geraten, der nur mehr hinunter und ins Negative führt. Wer für jede Woche „einen Plan“ hat und diesen auch einhält, kann dieses Risiko reduzieren.

Planen sollte man einerseits die alltäglichen Dinge des Lebens - die Mahlzeiten, Spaziergänge oder Hausarbeiten: An diese Regelmäßigkeiten sollte man sich unbedingt halten, denn Struktur vermittelt Sicherheit und reduziert das Gefühl von Verlorenheit und Haltlosigkeit.

Bestatter ABC: N wie Nekrose versus Verwesung und Fäulnis

Abbildung: Amputation von Gliedmaßen, Kupferstich, frühes 18. Jh., Plattenmaß 19 x 32 cm, "Tab. XIV" aus einem Buch, Quelle: Wikipedia

Das Wortbildungselement „nekro“ stammt aus dem Griechischen νεκρός (nekrós) und bedeutet „Toter“ bzw. „Leiche“. In unserem Sprachgebrauch kennen wir dieses Präfix von Begriffen wie Nekrophilie (abweichende Sexualpräferenz auf Verstorbene abzielend), Nekroskopie (Leichenbeschau), Nekrologie (Lehre der Todesursachen), Nekrophage (Aasfresser), Nekromantie (Totenbeschwörung, Jenseitskontakte), Nekropole (Totenstadt, Bestattungsplatz)….

Am häufigsten begegnet uns das griechische Wort „nekro“ aber im Zusammenhang mit dem Begriff der Nekrose aus dem medizinisch-pflegerischen Kontext. Unter einer Nekrose versteht man den Prozess der Gewebsfäule verursacht durch das Absterben von Zellen und Zellverbänden infolge von Nährstoff- und Sauerstoffmangel, Infektion, Verbrennungen oder Gift etc. Nekrosen können sich im Zusammenhang mit einem Druckgeschwür (Dekubitus) bilden, welches bei bettlägerigen Patienten am Rücken, am Gesäß oder an den Fersen auftreten kann. Beispiele für nekrotische Prozesse sind weiters das Gangrän (Wundbrand) bzw. das diabetische Fußsyndrom, im Volksmund auch „Raucherbein“ genannt, bei dem eine Extremität aufgrund eines Gefäßverschlusses abstirbt und zu faulen beginnt.

Nekrosen sind krankhafte Prozesse und müssen behandelt werden. Dies geschieht in der Regel durch die operative Entfernung des abgestorbenen Gewebes und die Gabe von Antibiotika. Im Notfall muss eine Amputation des betroffenen Gliedmaßes erfolgen.

Bestatter-ABC: M wie Mumifizierung

Foto/Pernlochner: Mumifizierte Katzen im Louvre in Paris

Manchmal erreichen mich sehr originelle Anfragen. Ein Kater war gestorben und die Besitzerin schrieb mir, sie wolle ihren Kater konservieren und ob ich ihr dabei helfen könne. Ich empfahl ihr einen Tierpräparator. Allerdings hatte ich ihre Frage falsch verstanden, denn die Dame schrieb mir folgende Nachricht: "Ich werde meinen Kater mumifizieren. Als ich erfuhr, du interessiertest dich für Mumien, habe ich erhofft, du hättest eventuell ägyptisches Wissen, jedenfalls mehr Wissen über Leichname als ich." Ich musste die Katzenbesitzerin leider enttäuschen, denn mein Wissen über die alten Techniken der Mumifizierung war leider nur theoretischer Natur. Als ich einige Tage später nachfragte, wie es denn dem Kater "gehe", bekam ich folgende Antwort: "Er hat sich der Konservierung durch ein flammendes Seebegräbnis am Inn entzogen. Liebe Grüße!"

Eine mutige Aktion und außerdem illegal. Ich fragte also nicht weiter nach, wie und wo genau am Inn das "flammende Seebegräbnis" in die Tat umgesetzt wurde. Aber diese Geschichte ist so gut, dass sie erzählt werden muss. Außerdem ist sie ein guter Auftakt für das Thema "Konservierung". Die meisten Menschen verwechseln nämlich die Einbalsamierung der alten Ägypter, die eigentlich eine Mumifizierung ist, mit der Technik der Einbalsamierung von heute.

Ein Himmel voller Zuckerwatte - gemeinschaftliche Beisetzung 2024 -

Die diesjährige Beisetzung in unsererm Gemeinschaftsgrab wurde von den Kindern der 4B Klasse der Praxisvolksschule Wilten und ihrem Lehrer Michael Kunzer gestaltet. Die Urnenkartons für sechs Verstorbene Menschen wurden in den vergangenen Wochen von den Kindern geschmückt. Die Feier war wieder einmal herzergreifend schön, viele Wünsche für die Verstorbenen wurden dieses Jahr spontan formuliert, da war von einem Weiterleben ohne Schmerzen und Sorgen über eine kleine Schildkröte, die im Himmel gefunden werden soll, bis hin zu einem Himmel aus Zuckerwatte alles dabei, was die anwesenden Angehörigen zu Tränen rührte und ihnen doch auch ein Lächeln ins Gesicht zauberte.

Männer trauern anders, aber nicht minder tief

 Foto: Marvin Meyer / www.unsplash.com

„Männer tun sich mit Gefühlen schwer.“ Das ist eine weit verbreitete Auffassung, so sehen auch wir Frauen die Männer. „Die Männer“ – das sind unsere Partner, unsere Arbeitskollegen und Freunde. Männer und Frauen haben grundsätzlich die gleichen Gefühle, denn Gefühle sind dem Menschen angeborene lebensnotwendige psychische Kräfte:

  • Angst warnt und schützt uns.
  • Aggression zeigt, dass wir ein Bedürfnis oder einen Wunsch haben, dem wir nachkommen müssen, dass wir uns wieder wohl fühlen.
  • Trauer macht einen Verlust bewusst und fördert die Bewältigung dieses Verlustes. Wenn wir Trauer zum Ausdruck bringen und uns mit ihr auseinandersetzen, dann findet Bewältigung statt.
  • Etc.

Jedes Gefühl ist an sich gut und hat seine spezifische Funktion für unser Leben.

Dass Männer und Frauen mit Gefühlen unterschiedlich umgehen und sie auch unterschiedlich wahrnehmen, liegt nicht nur an genetischen und biochemischen Dispositionen, sondern wesentlich auch an ihrer jeweiligen Sozialisation und Erziehung:

Bestatter-ABC: L wie Leichengift

Bild: Enrique Simonet - La autopsia, 1890, Sammlung im Museo del Prado

Sind Leichen giftig? Nein, Leichen sind natürlich nicht “giftig”. Ein “gesunder” Verstorbener ist so giftig, wie ein “gesundes” totes Huhn. Es gibt kein Leichengift. Es entstehen durch den Fäulnisprozess zwar Toxine als Abbauprodukte von Eiweißen (so genannte Alkaloide), ein Kontakt durch Berührung mit diesen Alkaloiden ist allerdings ungefährlich und eine schädliche Wirkung durch Hautkontakt oder Einatmung von “Leichengift” ist daher ausgeschlossen. Lediglich der Verzehr bzw. orale Schmierinfektionen oder Infektionen durch Schnittverletzungen können zu Erkrankungen führen, die allerdings nicht durch Leichengift, sondern durch Bakterientoxine, Alkaloide und mikrobielle Infektionen verursacht werden können.

Der Leichengift-Mythos
Dennoch gilt der Leichnam in vielen Kulturen sofort nach Eintritt des Todes als “unrein” und gefährlich. Im europäischen Raum ist die weltweit verbreitete Idee vom Leichengift vor allem durch zwei pseudo-wissenschaftliche Theorien des 18. Jh. bekräftigt worden:

Die I. Neumair Bestattung und mehr GmbH ist Ihr Tiroler Ansprechpartner für traditionelle Bestattungen und moderne Verstorbenenversorgung (Thanatopraxie), Trauerfeier- lichkeiten, Trauerbegleitung und Seminare mit Sitz in Innsbruck.

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