Wir von der anderen Seite

Oft fahren wir ins Hospiz nach Hall, um Verstorbene von dort abholen und bekommen einen kleinen Eindruck von dem, was dort geleistet wird. Wir sehen das schöne neue Hospizhaus, das so gar nicht nach einem Ort, an dem gestorben wird, aussieht. Man möchte fast einchecken dort und selbst ein Weilchen bleiben ...

Wozu brauchen Tote Kleidung?

Immer wieder, wenn ich Angehörige bitte, mir für ihre Verstorbenen Kleidung zu bringen, werde ich erstaunt gefragt: „Ja, aber wozu denn? Wozu braucht man denn noch Kleidung, wenn man tot ist?“ Im Falle einer Erdbestattung kommt diese Frage allerdings viel seltener vor als im Falle einer Feuerbestattung. Dabei wäre es für die Vergänglichkeit des Körpers im Erdgrab sogar besser, wenn wir den Leichnam ohne Kleidung, also nackt, beerdigen würden. Aber die Vorstellung des nackten Leichnams im  Erdgrab ist für die meisten Angehörigen nicht erträglich, es sei denn, der Verstorbene war begeisterter Naturist, aber das ist eine andere Geschichte. (Hatten wir aber auch schon! Nahtlos braun gebrannt und auf eigenen Wunsch eben splitterfasernackt. Warum auch nicht!) „Ein Volk wird daran gemessen, wie es seine Toten bestattet“, postulierte Perikles 430 Jahre v. Chr. in seiner Trostrede. Zahlreiche Prominente haben diesen Gedanken aufgegriffen und verschiedentlich umformuliert. Helmut Kohl meinte etwa: Die Menschlichkeit einer Gesellschaft zeigt sich nicht zuletzt daran, wie sie mit den schwächsten Mitgliedern umgeht. Die schwächsten Mitglieder einer Gesellschaft, das sind die Behinderten, die Alten und Kranken, die Kinder, aber natürlich auch die Toten. Streng genommen sind die Toten keine Mitglieder der Gesellschaft mehr, denn sie haben ihren Personenstatus verloren und haben deshalb auch keine Pflichten mehr. Rein rechtlich sind sie so ein Zwischending zwischen Person und Sache.

Letzte Wünsche....

Anlässlich des "Tages der Wünsche" hat Vanessa Grill von der Tiroler Tageszeitung im tt-podcast mit Bestatterin Christine Pernlochner-Kügler über "Letzte Wünsche" gesprochen. Viele Menschen haben Wünsche für ihre Verabschiedung und Bestattung, die Bandbreite von ganz gewöhnlichen bis hin zu skurillen Wünschen ist groß, aber hört selbst...

Von Herzbestattung bis Handstaubsauger - die Wünsche für den letzten Weg

„Am schlimmsten ist es, wenn man sich nicht verabschieden kann“

Qualifizierte Trauerbegleitung hilft Trauernden nach dem Tod eines geliebten Menschen. Das konnte bereits im Jahr 2013 im Rahmen einer umfassenden Studie, an der 680 trauernde Menschen teilnahmen, empirisch nachgewiesen werden,.
„Am schlimmsten ist es, wenn man sich nicht verabschieden kann“, zitierte der Leiter des Forschungsprojektes „TrauerERLeben“, Prof.Dr. Michael Wissert von der Hochschule Ravensburg-Weingarten in Berlin einen häufig geäußerten Satz der befragten Studienteilnehmern. Dies bestätigt auch unsere Erfahrung, weswegen der kompetent vorbereitete Abschied am offenen Sarg ein zentrales Thema in unserem Unternehmen ist. Wir wissen, dass Menschen, die sich bewusst und gut begleitet von ihrem Verstorbenen noch einmal verabschieden können, einen guten Start in einen gesunden Trauerprozess haben. Aber warum ist das so? Warum ist es nicht besser, den Verstorbenen so in Erinnerung zu behalten wie er im Leben war? Ganz einfach, weil man realisieren muss, was passiert ist, erst dann kann man mit der Verarbeitung beginnen.

Die erste Reaktion von Angehörigen, nachdem sie vom Tod einer nahestehenden Person erfahren, ist nämlich der Schock. Angehörige können in dieser ersten Phase nicht wahrhaben, dass der Verstorbene wirklich tot ist.

Nachhaltigkeit im Bestattungsbereich

Das Thema Nachhaltigkeit ist inzwischen auch im Bestattungsbereich angekommen und das ist gut so. Man braucht dafür keine Särge aus geflochtenen Bananenblättern, wie sie unlängst beworben wurden. Die sind zwar sicher gut aubbaubar, aber das Material ist nicht heimisch und es gilt natürlich auch die Transportwege zu bedenken. Särge aus Holz sind aus biologischem Material und vom regionalen Produzenten, selbstverständlich sind sie heute auch mit umweltverträglichen wasserlöslichen Lacken oder Harzen behandelt. Unsere Kremationssärge sind aus unbehandeltem Fichtenholz. Unser Sargproduzent bezieht seine Hölzer auch ausschließlich aus Produktionen, welche wieder nachpflanzen und aufholzen. Wichtig ist aber nicht nur, woraus ein Sarg hergestellt wird, sondern vor allem auch, was in einem Sarg drinnen ist.

Wir freuen uns über unsere zwei Neuen im Team!

Lisa Gritsch, Baujahr 1994, bringt nicht nur schon Erfahrung im Bestattungsbereich und aus dem Rettungswesen mit, sie bringt auch frischen Wind und Jugendlichkeit! Wie bei uns üblich, muss auch Lisa überall zupacken und für alles einsetzbar sein, ihr Schwerpunkt liegt derzeit aber in der Begleitung der Angehörigen und in der Organisation von Abschiednahme und Trauerfeier vom ersten Gespräch an bis hin zur Beisetzung des verstorbenen Menschen. Ihr Ziel ist es, die Bestatterprüfung zu absolvieren und dann auch noch die Ausbildung zur geprüften Thanatopraktikerin draufzusetzen.

Roland Polat, Baujahr 1982, ist aus der Gastronomie zu uns gewechselt. Als gelernter Koch und Restaurantfachmann hat er gelernt, rasch einen guten Draht zu seinen Gästen herzustellen und hat einen guten Blick für ihre Wünsche und Bedürfnisse - eine Fähigkeit, die im Bestattungsgewerbe sehr wichtig ist. Rolands Schwerpunkt ist der Außendienst, also die Abholung und Versorgung der Verstorbenen und die Leitung von Trauerfeiern auf den Friedhöfen. Dass seine Kenntnisse aus Küche, Restaurant und Bar jetzt mitunter auch unsere Mittagspausen, die Teamsitzungen und den Übergang in den Feierabend bereichern, darf an dieser Stelle nicht unerwähnt bleiben.

Froh-Lockerungen

Der zweite harte Lockdown ist vorüber, die Zahlen infizierter Personen sind gesunken, aber leider noch nicht weit genug. Verschärfte Einschränkungen werden uns noch bleiben, ob sie ausreichen, werden wir sehen. Sehen werden wir auch, ob es wirklich möglich sein wird, dass sich an Weihnachten bis zu zehn Personen aus mehreren Haushalten und zu Silvester maximal zwei Haushalte in der Größe von insgesamt sechs Erwachsenen plus sechs Kindern treffen können. Was die Regierung gestern beschlossen hat, kann in ein paar Tagen nämlich schon wieder hinfällig sein. Selbst wenn es an den Feiertagen erlaubt sein sollte, dass im Privatbereich so viele Menschen über mehrere Stunden in geschlossenen Räumen zusammenkommen und gemeinsam feiern, sollten wir uns fragen, ob es auch sinnvoll ist, dieses Risiko einzugehen.

Vienna blood

Was für ein Zynismus! Tauchte ich gestern am Abend doch mit meinem Mann in die ORF TV-Thek ab, um Versäumtes nachzuholen - Vienna Blood sollte man schon gesehen haben! Ein Gemetzel um die Jahrhundertwende, offensichtlich politisch motiviert. Die Gemütlichkeit des fiktiven Blutrausches wurde jäh durchbrochen durch eine Eilmeldung parallel zum TV auf dem Tablet, das man ja immer auch mit im Blick hat: „Vienna blood“ lief in Wien gerade live. Hastiges Umschalten zur ZIB-Berichterstattung und paralleles Verfolgen der auf Youtube hochgeladenen Videos von zufälligen Zeugen. Zwei Stunden ein Bildschirm mit flackernden Blaulichtern, Sirenen, mehr oder weniger erschrockenen Reportern nah an den Tatorten, Gerüchten, ersten Gewissheiten, aber nix Genaues weiß man nicht … Mein Gedanke: Was bin ich froh, hier in Tirol zu sitzen, da möchte ich grad keine Einsatzkraft vor Ort sein – weder Sani noch Bestatter.

Ich hoffte, dass alle meine Wiener Freunde und Bekannten wohlauf sind. Wohlauf war genau genommen aber wohl keiner. Terrorakte haben immer das Ziel, eine möglichst große Anzahl von Menschen zu schädigen und auch wenn man selbst nicht unmittelbar Opfer oder Zeuge war, bedrohen sie die psychische Stabilität einer großen Gruppe von Menschen, einer Region oder eines ganzen Landes. Nicht nur unmittelbar Betroffene – also  überlebende Zeugen und Angehörige – reagieren mit Belastungsreaktionen, sondern auch an sich unbeteiligte Personen, da durch diesen – ohne Vorwarnung in eine „heile Welt“ hereinbrechenden – Gewaltakt unser Sicherheitsgefühl stark beeinträchtigt wird. Die Annahme „Terror gibt es nur in anderen Ländern, wir hier sind sicher“, entpuppt sich als Illusion. Das Entscheidende an einer Traumatisierung nach einer solchen Katastrophe ist der Verlust der Sicherheit, es kommt zum Gefühl von Hilflosigkeit und zu einer existentiellen Erschütterung des Selbst- und Weltverständnisses.

Humor beginnt, wo das Lachen vergeht

Der richtige Umgang mit unseren Gefühlen ist gar nicht so einfach. Im Prinzip dürfen wir sie haben, aber oftmals nicht zeigen. Zeigen wir Gefühle nämlich ehrlich, wirkt das schnell schwach oder sogar unprofessionell, wir erleiden einen „Kontrollverlust“. Wir haben auch gesellschaftliche Normen und Konventionen internalisiert, die uns sagen, was wir in bestimmten Situationen fühlen sollen oder eben nicht, weil Emotionen kontextabhängig als passend oder unpassend, erlaubt oder verboten empfunden werden. Als unpassend gelten nach wie vor Freude bei einer Trauerfeier, Wut auf einen Verstorbenen oder Spaß in der Trauer. In unserer Trauerkultur hat sich im letzten Jahrzehnt zum Glück vieles verbessert und gelockert, einiges hat sich gehalten: Statt sich zu freuen, wenn Trauernde offen und herzlich lachen, weil sie mal einen guten Augenblick oder Tag haben, wird ihnen unterstellt, dass sie nicht richtig oder wirklich trauern. Weinen und klagen sie hingegen, wird das vom Umfeld als unangenehm empfunden. Viele Menschen beginnen sich zurückzuziehen und gehen Trauernden daher aus dem Weg. Also am besten nicht lachen und nicht weinen, liebe Trauernde! Ihr meint, okay, dann setzt ihr eben ein Pokerface auf, sobald ihr auf die Straße geht, weil dann seid ihr sicher? Irrtum! Ein Pokerface wirkt sogar besonders verdächtig! Und bitte aber auch nicht kränkeln, das ist ja dann auch lästig für eure Mitmenschen! Vorsicht aber, denn Kränkeln oder Krankwerden ist leider die Konsequenz, wenn wir unsere Gefühle nicht authentisch zeigen dürfen.... Was für ein Schlamassel! 

Die I. Neumair Bestattung und mehr GmbH ist Ihr Tiroler Ansprechpartner für traditionelle Bestattungen und moderne Verstorbenenversorgung (Thanatopraxie), Trauerfeier- lichkeiten, Trauerbegleitung und Seminare mit Sitz in Innsbruck.

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