Verwesung beginnt im Verdauungstrakt des Menschen. Da, wo von Anfang an Enzyme am Werk sind, die Nahrung aufzuspalten, da, wo Bakterien dafür sorgen, dass Eiweiße faulen und Kohlenhydrate gären. Das heißt, im Magen und Darm beginnt das Gären und Faulen und damit die Autolyse – die Selbstverdauung des Körpers. Dabei entsteht zunächst einmal nur ein Blähungsgeruch. Diese Gase treten aus dem Anus aus, vor allem, wenn man den Leichnam beim Umlagern oder Ankleiden bewegt. Mit der Zeit würde sich dieser Geruch verstärken und es würde die sich bildende Fäulnisflüssigkeit austreten – aus Anus, Mund und Nase. Spätestens dann riecht der Leichnam nicht erst, wenn man ihn bewegt. Aber es gibt einen einfachen Trick...
Man sperrt den Geruch und die Fäulnisflüssigkeit im Körper ein, indem man die fraglichen Öffnungen mit Watte tamponiert und somit verschließt. Hier kommen eine große und eine kleine Pinzette und wurstförmige Fadenwatte zum Einsatz. Mit der großen Pinzette, die etwa 25 Zentimeter lang ist, wird der letzte Abschnitt des Darmes tamponiert, hier genügen in der Regel 20 Zentimeter Fadenwatte. Man besprüht die Fadenwatte mit Desinfektionsmittel – das ist gut gegen Keime – und führt sie dann ein. Die Watte zieht beim Tamponieren keine Fäden, wenn sie feucht ist. Bei der Frau wird auch die Scheide tamponiert. Diese ist eine feuchte Körperöffnung, die entsprechend auch Gerüche bilden kann.
Mit einer kleineren Pinzette, die etwa 15 Zentimeter lang ist, wird zunächst ein Stück Watte über den Mund in den Rachen eingebracht. Danach wird ein Streifen von etwa zehn Zentimetern Fadenwatte geteilt, um sie passförmig für die Nase zu machen. Über beide Nasenlöcher wird nun geradeaus hinunter – im Winkel von 90 Grad, derselbe Weg wie beim Corona-Antigentest übrigens – tief in den Rachenraum tamponiert. Am Ende liegt ein Pfropfen Watte direkt über der Speise- und der Luftröhre, sodass weder aus dem Magen noch aus der Lunge Geruch beziehungsweise Aerosol und in späterer Folge Fäulnisflüssigkeit austreten kann. Mit diesem unaufwendigen Trick hat man den Leichnam für mehrere Tage geruchsmäßig gut unter Kontrolle. Angehörige können also ohne Angst vor Verwesungsgerüchen Abschied nehmen.
Christine Pernlochner-Kügler