Ein letztes Bild

Darf ich noch ein Foto machen? Das fragen viele Angehörige, wenn sie sich bei uns am offenen Sarg noch einmal verabschieden, und sind oft unsicher, ob das erlaubt ist oder vielleicht pietätlos. 

Der Wunsch, diesen letzten Augenblick vor dem endgültigen Abschied noch einmal festzuhalten, ist nichts Neues, Totenmasken gab es schon im alten Ägypten, wobei die ersten Totenmasken stilisierte Darstellungen der Verstorbenen sind. Richtige Porträtmasken, bei denen ein realitätsgetreuer Wachs- oder Gipsabdruck erstellt wurde, waren über viele Jahrhunderte eine beliebte Tradition jener, die sich das auch leisten konnten. Und es ist schon sehr eindrucksvoll, wenn man heute vor der Totenmaske von Dante Alighieri oder Bertha von Suttner steht, um nur zwei Masken zu nennen, die ich ehrfürchtig betrachten durfte. Mit der Erfindung der Fotografie wurde das Anfertigen des letzten Bildnisses dann einfacher und auch massentauglich. Heute braucht man nicht mal mehr einen Fotografen, denn jeder hat sein Smartphone mit dabei und kann so viele Bilder machen wie er möchte. Auch heute kann man übrigens noch Totenmasken anfertigen lassen, die Nachfrage ist allerdings sehr gering, denn es ist natürlich mit Kosten verbunden und ein Foto aufzubewahren oder zu speichern ist einfacher als sich die Frage stellen zu müssen, was man mit einer Totenmaske macht, wenn man erstmal in ihrem Besitz ist. Ein Foto ist zwar weniger eindrucksvoll, aber einfacher zu handhaben.

Übrigens sagt der Gesichtsausdruck niemals etwas darüber aus, wie ein Mensch verstorben ist...

In dem Moment, in dem man stirbt, erschlafft der Muskeltonus, im Gesicht kann sich also weder ein friedlicher Tod noch ein Todeskampf festsetzen und widerspiegeln. Durch die Entspannung der Muskulatur sinkt der Unterkiefer häufig nach unten und der Mund steht offen. Das ist kein Ausdruck des Erschreckens, sondern einfach das Werk der Schwerkraft. Da Angehörige einen weit offenen Mund oft als störend oder erschreckend empfinden, gibt es Techniken, den Mund dauerhaft zu schließen: Entweder indem man kurz nach Eintritt des Todes eine Stütze unter das Kinn schiebt, um das Kinn bis zum Eintritt der Totenstarre anzuheben, die Totenstarre fixiert dann den Mundschluss für einige Tag oder durch die Kieferligatur. Bei der Kieferligatur legt man innerlich zwischen Unterkiefer und Septum eine Schlinge und zieht Ober- und Unterkiefer zusammen. Diese Technik führt zu einem dauerhaften und sicheren Mundschluss, denn man ist nicht auf die Totenstarre angewiesen, welche sich ja nach einiger Zeit wieder löst.

Kleiner Tipp: Wenn man einen Verstorbenen frontal, von oben hinab im Sarg fotografiert, dann wirkt das Gesicht meist merkwürdig fremd. Besser ist es, die seitliche Perspektive zu wählen. Wie im Leben haben übrigens auch Tote eine „Schokoladenseite“. Machen Sie also Fotos von beiden Seiten und vergleichen Sie sie dann, denn in der Regel gibt es eine vorteilhaftere Seite. Der Gesichtsausdruck ändert sich oft mit der Perspektive, so kann die eine Seite freundlicher, die andere strenger wirken.

Natürlich sind letzte Fotos nicht  „pietätlos“ oder respektlos. Überlegen sollte man sich lediglich, ob und mit wem man sie teilt und ob es auch im Sinn des Verstorbenen ist, dann manche Menschen sträuben sich ja schon zu Lebzeiten davor, fotografiert zu werden. Von verstorbenen "Fotomuffeln" kann man auch andere Erinnerungsstücke mitnehmen: Fingerprints oder Haarlocken zum Beispiel. Man kann sich aber auch ein Kissen oder ein Stofftier aus der Kleidung von Verstorbenen nähen (lassen). Diamanten oder andere Edelsteine aus Menschenasche gibt es seit einigen Jahren auch, diese Erinnerungen sind aber mit hohen Kosten verbunden. 

 

Die I. Neumair Bestattung und mehr GmbH ist Ihr Tiroler Ansprechpartner für traditionelle Bestattungen und moderne Verstorbenenversorgung (Thanatopraxie), Trauerfeier- lichkeiten, Trauerbegleitung und Seminare mit Sitz in Innsbruck.

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