Lasst im Grünen mich liegen ...

Lasst im Grünen mich liegen, unter Blumen und Klee, unter Blumen mich schmiegen, unter Blumen und Klee! (Friedrich Rückert)

Längst ist es nicht mehr jedermanns Sache auf einem traditionellen Friedhof in einem Erdgrab oder in einer Nische zu enden. Leider gibt es in Tirol keine Alternativen - außer in Kundl. Dort hat die Gemeinde ein Waldstück in eine Friedhofsfläche umgewidmet. Im "Wald der Ewigkeit" kann man sich einen Baum (für die Ewigkeit) mieten und an dessen Fuße beigesetzt werden. Am Valentinstag durfte ich das erste Mal eine Trauerfeier in diesem Waldstück leiten ...

Eine Woche zuvor hatte im Hospiz in Hall eine Hochzeit stattgefunden - im Wissen, dass die Braut sehr bald sterben wird. Sie hat ihre Verabschiedung in bewundernswerter Weise schon lange vorher und sehr detailiert vorbereitet, die Wahl des Beisetzungsortes überließ sie ihrer Familie. Nachdem die junge Frau sehr naturverbunden war und sich in den Monaten vor ihrem Tod intensiv mit dem Buddhismus beschäftigt hatte, fiel die Wahl auf den Waldfriedhof in Kundl.

Es ist ein gut ereichbarer und trotzdem idyllischer Platz, an dem man für eine Abschiedsfeier eigentlich nicht viel braucht - einen Baum, eine Urne aus vergänglichem Material, die Erde des Aushubs - für die Üppigkeit an Dekoration sorgt ausreichend der Wald allein. Wenn man etwas Buntes möchte, das die Liebe und die Verbundenheit symbolisiert, dann kann man gerne Blüten oder Blumen mitbringen, wichtig ist, dass die Dinge, die den Beisetzungsort schmücken sollen, vergänglich sind - Engel aus Steinzeug und jeglicher Nippes aus beständigem Material sind tabu, die Natur selbst ist sich schön genug und pflegt sich selbst.

Vom Parkplatz beim Waldgasthof Köfler (wo anschließend an eine Beisetzung auch das Mahl stattfinden kann, wenn man das möchte), gingen wir einige Minuten auf einem Pfad vorbei an einer großen steinernen Buddha-Statue und einem Traumfänger hinauf zum "Wald der Ewigkeit". Der Buddha und der Traumfänger gehören zwar nicht zum "Wald der Ewigkeit", sondern zum angrenzenden Grundstück, aber sie machen diesen Weg zu etwas Besonderem: Man wird automatisch ruhig und intuitiv achtsam (schon allein, weil man auf die Wurzeln achten muss ;-). Natürlich war die Feier dann traurig, das geht gar nicht anders, wenn ein junger Mensch sterben musste. Aber sie war auch schön und stimmig und wir haben mit selbst angesetztem Zirbenschnaps auf das Leben und die Liebe getrunken - weil Valentinstag war und weil die Verstorbene es sich so gewünscht hatte.

Bäume sind in allen Kulturen Symbole für Verwurzelung und Standhaftigkeit, an ihnen wird aber auch der Jahrekreis besonders gut sichtbar - Frühling, Sommer, Herbst und Winter - die Veränderungen und Stimmungen der Natur, unseres Lebens und unserer Gefühle werden intuitiv erfahrbar: Für Trauernde bleibt nach dem Tod eines geliebten Menschen "die Welt stehen", der Tod erscheint oft als unüberwindbarer Einschnitt. In der Natur spürt man unmittelbar, dass der Tod zwar Teil des Lebens ist, dass nach dem Tod und dem vermeintlichen Stillstand das Leben aber (irgendwann) wieder weitergehen wird, weitergehen darf: Der nächste Frühling kommt, der nächste Sommer ... Die Eingebundenheit in das große Ganze stimmt versöhnlich, ja tröstlich. Worte bringen so etwas nicht zustande.

Manche Menschen brauchen einen Ort mit einem Grabstein und einer Inschrift als Gedenkort, manche brauchen das nicht. Bei dieser Beisetzung ist mir vor allem eines klar geworden: Zwar liebe ich traditionelle Friedhöfe, aber sie stellen durch die fixen Grabanlagen aus Stein oder Beton den Tod und durch die Wahl der Materialien den Stillstand in den Vordergrund. Ein Waldfriedhof kann das nicht, er will es wahrscheinlich gar nicht, er wirkt nicht statisch, er ist dynamisch, er steht für den Kreislauf und das Leben: Oder besser gesagt: Er ist der Kreislauf und das Leben.

Mehr davon bitte!

Christine Pernlochner-Kügler

Hier geht's zum "Wald der Ewigkeit" in Kundl

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Wenn es uns aber wichtig ist, dass der Friedhof auch in Zukunft Anklang findet, dann sollte man ihn zu dem machen, was er sein sollte: Ein Ort der Begegnung, mit Abendveranstaltungen. Mit genügend Bänken und kleinen Tischen, mit einem Platz für Schachspieler. Ich träume außerdem davon, dass der Maronibrater im Herbst nicht vor dem Friedhof steht, sondern mitten drinnen. Fehlt grade noch, dass man mir vorschreibt, dass ich jedes Jahr meinen Geburtstag offiziell feiern muss und das Handy an diesem Tag nicht ausschalten darf, weil es Menschen gibt, die das Bedürfnis haben, mir unbedingt gratulieren zu wollen.

Die I. Neumair Bestattung und mehr GmbH ist Ihr Tiroler Ansprechpartner für traditionelle Bestattungen und moderne Verstorbenenversorgung (Thanatopraxie), Trauerfeier- lichkeiten, Trauerbegleitung und Seminare mit Sitz in Innsbruck.

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.